24. Kapitel: Die Schönheit der Wüste

Übersetzung ins Deutsche von Alexander Varell

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Es war am achten Tag nach meinem Unfall in der Wüste, als ich die Geschichte von dem Händler hörte und meinen letzten Tropfen meines Wasservorrats trank:

  • »Ah!«, sagte ich zum kleinen Prinzen, »deine Erinnerungen sind sehr hübsch, aber mein Flugzeug ist noch nicht repariert, ich habe nichts mehr zu trinken und ich wäre sehr glücklich darüber, wenn ich ganz gemächlich zu einem Brunnen gehen könnte!«
  • »Mein Freund der Fuchs«, sagte er zu mir …
  • »Mein kleiner Mann, es gibt keinen Fuchs mehr!«
  • »Warum?«
  • »Weil wir verdursten werden …«

Er verstand meine Argumente nicht, er antwortete:

  • »Es ist gut, einen Freund zu haben, auch wenn man sterben muss. Ich bin froh, dass ich einen Fuchs zum Freund habe …«

»Er erkennt die Gefahr nicht«, sagte ich mir. »Er ist nie hungrig oder durstig. Ein wenig Sonnenschein ist wohl alles, was er braucht …«

Da sah er mich an und antwortete auf diesen Gedanken:

  • »Ich habe auch Durst … Suchen wir nach einem Brunnen …«

Ich machte eine Geste voller Aussichtslosigkeit, denn es war vollkommen sinnlos, nach dem Zufallsprinzip einen Brunnen in der Weite der Wüste zu suchen. Dennoch machten wir uns auf den Weg.

Als wir stundenlang zusammen dahingezogen waren, brach die Nacht herein und die Sterne begannen zu leuchten. Ich betrachtete sie wie in einem Traum, vor Durst hatte ich leichtes Fieber. Die Worte des kleinen Prinzen tanzten mir durchs Bewusstsein:

  • »Dann bist du also auch durstig?«, fragte ich.

Aber er beantwortete meine Frage nicht. Er sagte einfach:

  • »Das Wasser kann auch gut für das Herz sein …«

Ich verstand seine Antwort nicht, aber ich schwieg … Ich wusste, dass man ihm keine Frage stellen durfte.

Er war müde. Er setzte sich. Ich setzte mich neben ihn. Und nach einer Weile sagte er:

  • »Die Sterne sind schön, weil sie an eine Blume erinnern, die wir nicht sehen …«

Ich sagte: »Natürlich«, und betrachtete die Falten des Sandes im Mondlicht.

  • »Die Wüste ist schön«, fügte er hinzu.

Und das stimmte. Ich habe die Wüste immer geliebt. Man sitzt auf einer Sanddüne. Man sieht nichts. Man hört nichts. Doch etwas leuchtet in der Stille …

  • »Es macht die Wüste schön«, sagte der kleine Prinz, »dass sie irgendwo einen Brunnen verbirgt.«

Ich war überrascht, plötzlich verstand ich dieses geheimnisvolle Leuchten des Sandes. Als ich ein Junge war, lebte ich in einem alten Haus, und eine Legende erzählt, dass ein Schatz dort begraben sei. Natürlich war niemand in der Lage, diesen Schatz zu entdecken oder es vielleicht nur zu versuchen. Aber diese Legende warf einen Zauber über dieses Haus. Mein Haus verbarg ein Geheimnis in seinem Herzen …

  • »Ja«, sagte ich zum kleinen Prinzen,»ob es das Haus, die Sterne oder die Wüste sind, was sie schön macht, ist unsichtbar!«
  • »Ich bin froh«, sagte er, »dass du ganz wie mein Fuchs denkst.«

Als der kleine Prinz einschlief, nahm ich ihn auf meine Arme und setzte den Weg fort. Ich war bewegt. Es schien mir, als trüge ich ein zerbrechliches Juwel. Es schien mir, als gäbe es nichts Zerbrechlicheres auf der Erde. Im Licht des Mondscheins betrachtete ich seine blasse Stirn, seine geschlossenen Augen und seine im Wind zitternden Locken und sagte mir: »Was ich hier sehe, ist nur eine Hülle. Das Eigentliche ist unsichtbar …«

Seine leicht geöffneten Lippen zeichneten ein halbes Lächeln. Ich sagte mir noch: »Was mich so sehr an diesem verschlafenen kleinen Prinzen bewegt, ist seine Treue zu einer Blume, es ist das Bild einer Rose, das ihn durchscheint wie die Flamme einer Lampe, sogar wenn er schläft …« Da kam er mir noch zerbrechlicher vor. Man muss die Lampen schützen, denn ein Windstoß kann sie auslöschen …

Und während ich ging, entdeckte ich bei Tagesanbruch einen Brunnen.

Die vorliegende Übersetzung ist urheberrechtlich geschützt. Der Gebrauch des Textes ist ausschließlich für private Zwecke, für eine nichtkommerzielle Nutzung gestattet. Eine kommerzielle Nutzung der Inhalte ganz oder in Teilen ist ausgeschlossen und ist nur nach ausdrücklich schriftlicher Genehmigung des Urhebers gestattet.

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